Boy meets Girl, das Leben, der Tod, die Kunst – das haben diese drei Comics gemeinsam (und dass ich am Ende feuchte Augen hatte).
Bildhauer ist vor kurzem erschienen und von daher sind meine Eindrücke noch recht frisch. In einem Rutsch habe ich es bei seinem Umfang nicht gelesen, aber es ist auch gut so. Die Geschichte sacken lassen und ein bisschen rumreflektieren wird dieser ersten Graphic Novel von Scott McCloud nur gerecht.
Zum Inhalt: der in New York lebende arbeitslose Bildhauer mit dem Allerweltsnamen David Smith ist am Tiefpunkt angelangt: keine Arbeit, kaum Geld sowie in Kürze auch keine Wohnung mehr und vor allem keinen Lebenswillen. Er trifft einen alten Verwandten (der eigentlich tot sein sollte) und schließt mit ihm einen Pakt: David erhält die Gabe jegliches Material mit den Händen und seinen Gedanken formen zu können, dafür hat er nur noch 200 Tage zu leben. Der egozentrische David mit dem Zwang jegliche Versprechen, die er sich oder anderen gibt zu erfüllen, hat nur noch ein Ziel: sich in der Kunstszene einen Namen machen und dadurch Spuren auf dieser Welt hinterlassen. Doch dann trifft er die Schauspielerin Meg…oder besser gesagt sie trifft ihn und die 200 Tage sind eigentlich eine verdammt kurze Zeit.
Scott McCloud hat in diesem Comic seine eigenen Ratschläge aus „Comics machen“ sehr beherzigt. Mit doch recht einfach gehaltenem Strich und blaugrauer Tönung gibt er seinen Charakteren eine Unverwechselbarkeit und große Lebendigkeit. Das Werk kann es ohne weiteres mit „Blankets“ von Craig Thompson aufnehmen.
Scott McCloud, Carlsen Verlag, Hardcover, 15,70 x 22,10 cm, 496 Seiten, 34,99 €
Bei der autobiografischen Held-Trilogie wird man schon recht früh mit dem Tod konfrontiert, als Flix erfährt, dass er einen großen Bruder hatte, der allerdings bereits im Mutterleib gestorben ist. Ob Vision oder Phantasie, der Bruder begegnet ihm immer wieder vor allem in schwierigen Lebenslagen. Bereits als Kind von imaginären Dämonen verfolgt, erweist sich der Ratschlag des Bruders als Überlebensstrategie: Zeichnen. Mit seinen Zeichnungen weist er die Dämonen stets in ihre Schranken. Und später wird das Zeichnen zu seinem Broterwerb. Wir begleiten Flix durch seine Jugend und sein Erwachsenenleben bis hin zum Tod. Natürlich gibt es auch die Frau in seinem Leben. Und schonungslos geht man mit ihm auch durch Liebe-Trennung-Liebe-Trennung.
Mit viel Humor aber auch Tragik erzählt Flix sein Leben und seine mögliche Zukunft in seinem typischen Zeichenstil.
Flix, Carlsen Verlag, Klappenbroschur, 352 Seiten, 15,90 €
Bei Daytripper muss ich zugeben, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. Ich kannte von Gabriel Bá und Fabio Moon bisher nur De:tales. Ich war sehr überrascht, als die Hauptperson Brás de Olivia Domingos bereits am Anfang stirbt. Aber das ist das Konzept dieser Geschichte. Wir begleiten den Nachrufschreiber einer Zeitung und Sohn eines bekannten Schriftstellers durch mehrere Phasen seines Lebens, welche stets damit enden, dass er stirbt. Sein großer Traum ist, ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden und er wartet darauf, dass sein Leben endlich losgeht. Bis es dann plötzlich endet.
Fábio Moon & Gabriel Bá, Panini Verlag, Hardcover, farbig, 260 Seiten, 24,99 €
Bei allen drei Comicbänden wird der Tod reflektiert und das Leben zelebriert. Danach möchte man alle, die einem wichtig sind ganz fest umarmen. Die Auseinandersetzung mit dem Tod – dem eigenen oder dem eines geliebten Menschen oder Tieres – ist eine Sache, die man lieber auf die lange Bahn schiebt, bis es soweit ist. Aber sich das ein oder andere mal zu vergegenwärtigen, dass wir nicht endlos lange auf dieser Welt sind, lässt einem das Leben wertschätzen. Und der Tod, naja, ich hoffe, es ist wie in der Physik, dass Energie nicht vergeht, sondern nur eine andere Form findet.